Kriegsende und Befreiung in Landsberg am Lech 1945
Kriegsende in Landsberg am Lech 1945
Am 27. April 1945 erreichen drei Corps der 7. US-Armee aus Richtung Westen und Norden den Raum Landsberg. Zwei Pionier-Sprengkommandos zerstören noch um 9 Uhr die Karolinenbrücke und die Sandauer Brücke zwanzig Minuten später. Eine Maschinengewehr-Stellung lauert auf dem Schlossberg. Gegen 11 Uhr fahren US-Panzer vor der Post auf. Sie werden durch MG beschossen und feuern zurück. Zwei Stunden lang versucht Bürgermeister Dr. Linn den Kampfkommandanten zur Aufgabe zu überreden. Vom Hindenburgring schießen die Amerikaner in Richtung Altstadt. Das Bayertor, ein Haus am Hofgraben und das Schülerheim (heute Schlossbergschule) sind getroffen. Stundenlanges MG-Feuer erfüllt die Stadt. Amerikanische Scharfschützen schießen auf deutsche Soldaten und Zivilisten. Bei den Kampfhandlungen sterben 31 deutsche Soldaten und drei Zivilisten. Vier Personen begehen Selbstmord. Der Westen Landsbergs ist besetzt, das Gefängnis übergeben, doch erst am frühen Morgen des 28. April überqueren die Truppen den Lech über die Staustufe bei Pitzling. Sie kämpfen sich durch den Wildpark. Abwehrfeuer der Verteidiger vom Schlossberg und einer Flak-Stellung auf dem Krachenberg hält sie immer wieder auf. Durch das Klösterl betreten die Amerikaner um 6 Uhr morgens die Stadt. Überall hängen weiße Fahnen aus den Fenstern. Kein Landsberger lässt sich blicken. Ein Gast im Zederbräu ruft angesichts der US-Soldaten aus dem Fenster: „Bayern ist frei!“, eine Salve der nervösen GIs trifft die Zimmerdecke, ohne jemanden zu verletzen. Immer mehr US-Infanterie kommt über das Klösterl in die Stadt. Deutsche Soldaten, Polizisten und weitere Uniformträger werden in der Stadt aufgestöbert und als Kriegsgefangene in die Saarburgkaserne gebracht.
Befreiung der KZ-Aussenlager
Vor Kriegsende befinden sich noch etwa 10.000 Häftlinge in den KZ-Außenlagern im Raum Landsberg und Kaufering. Die Häftlinge sollen vor den näher rückenden amerikanischen Truppen evakuiert werden. Verschiedene Lager werden Ende März zunächst zusammengelegt, dann erfolgen zwischen dem 23. und dem 27. April die Transporte der fast verhungerten und schwer kranken Häftlinge per Zug oder zu Fuß in Richtung Dachau. Tausende Häftlinge ziehen durch Landsberg die Neue Bergstraße hinauf. Als die Einheiten der 7. US-Armee am 27. April den Landsberger Raum erreichen, stoßen sie zunächst auf das Lager Kaufering IV bei Hurlach, dann das Lager III bei Kaufering. Andere Einheiten treffen auf die Lager I (heute Industriegebiet Landsberg) und VII an der Erpftinger Straße. Die jungen, unvorbereiteten US-Soldaten werden den schockierenden Anblick der unzähligen Leichen und der wenigen überlebenden KZ-Häftlinge ihr Leben lang nicht vergessen. Ein US-Militärfilmteam dokumentiert am 29. April, wie Landsberger in das Lager IV gebracht werden, um Tote zu begraben und Massengräber zu öffnen. Die Aufnahmen dienen der Aufklärung über Kriegsverbrechen und sind als kurzer Ausschnitt in der Dokumentation „Todesmühlen“ zu sehen, der in Landsberg im Januar 1946 im Stadttheater gezeigt wird. Den Deutschen soll mit diesem Film bewusst gemacht werden, was in den Konzentrationslagern unter ihren Augen geschehen ist. Von den bis zu 23.500 Häftlingen in den Lagern um Landsberg und Kaufering starben hier über 6.500 Menschen. Etwa 3.500 Gefangene wurden in andere Lager wie Auschwitz und Bergen-Belsen deportiert und dort ermordet oder ihrem Schicksal überlassen.
Das Stadtarchiv sammelt neben dem Schriftgut aus der Stadtverwaltung auch Literatur über Landsberg und Zeugnisse aus der Geschichte Landsbergs aus privater Hand. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie uns Briefe, Fotos oder andere Unterlagen mit Landsberger Bezug überlassen möchten.
Text: Elke Müller